Hallo liebe virtuell Mitreisende!
Bevor es morgen gegen die Schweden richtig zur Sache geht, war heute endlich mal entspannter „Freigang“ für die Jungs vor dem nächsten Training angesagt. Hört sich jetzt hart an, ist aber wirklich als Freigang zu bezeichnen. Damit ihr dies besser nachvollziehen könnt, berichten wir deshalb heute am Ruhetag mal von den Tagesabläufen der Spieler und Fans.
Die Jungs haben zweimal am Tag Training und das täglich (diesbezüglich gibt es keine Ruhetage)! Zusätzlich gibt es noch Meetings, ärztliche Untersuchungen (nach dem letzten Spiel auch Dopingtests, was die Amis scheinbar etwas ins straucheln brachte – „da hat uns keiner was von gesagt!“) und 6000 Kalorien(!) wollen am Tag noch irgendwie aufgenommen werden. Selbst morgen früh gibt es vor dem Spiel noch eine Trainingseinheit. Heute haben wir die Jungs beim ersten Training des Tages (14-16 Uhr) besucht. Die zweite Einheit stand dann um 18.30 Uhr auf dem Programm.
DIe Trainer sind in der absolut komfortablen Situation, dass sie Samstag alle 45 Spieler mit ins Spiel nehmen können, obwohl der ein oder andere mittlerweile aufgrund des intensiven Trainings und durch leichte Blessuren aus den vergangenen beiden Spielen bis morgen noch ein bisschen zusammen geflickt werden muss.
Auch Max hat mittlerweile an beiden Schienbeinen die Knochenhaut gereizt, weswegen heute nach dem Training dieses hübsche Bild entstand. Vorteil war, er mußte den recht langen Weg zum Collegegebäude nicht mehr zu Fuss zurücklegen, sondern wurde zur Schonung mit einem anderen Spieler (Achillessehne) mit einem Golfwägelchen abgeholt. Wir hoffen die beiden sind unterwegs nicht runtergepurzelt, da man mit dem Rücken in Fahrtrichtung sitzt und die Fahrer einen heißen Reifen fahren! Deswegen war auch die letzte Traineranweisung dieser Einheit: „Festhalten!!!“
Die anderen Mannschaften haben leider größere Verluste hinnehmen müssen, gerade die Mexikaner haben nach dem Spiel gegen Amerika, dass ja leider nicht durch sportliche Fairness der Amerikaner glänzte, doch erhebliche Ausfälle zu verzeichnen.
Auch am Rande der Veranstaltung gab es mittlerweile wegen der Amerikaner große Aufregung, da im letzten Spiel ein Schiedsrichter von einem amerikanischen Spieler geschlagen worden war. Es ist sehr bedauerlich, dass die allgemein zu spürende Freundlichkeit und das Interesse der Anwohner hier an uns Gästen, durch das doch sehr negativ auffallende und ablehnende Verhalten der amerikanischen Nationalmannschaft getrübt wird. Und das eine Mannschaft von den eigenen Landsleuten beim Spiel gegen Mexiko wegen unsportlichem Verhalten ausgebuht wird, sagt wohl alles!
Heute morgen haben wir die Jungs zur Abwechslung außerhalb des Stadions in der Shoppingmall getroffen. Sie hatten gute 2 Stunden Zeit, um ihre Ersparnisse auf den Kopf zu hauen. Oder die Kreditkarte der anwesenden Eltern in einen Glühzustand zu versetzten. Jedoch war dies bezüglich der Sportbekleidung gar nicht so einfach wie vermutet. Da unsere Jungs ja durchschnittlich nicht die Kleinsten sind, waren Schuhe und Handschuhe nur den absolut Glücklichen vergönnt. Max ging leider leer aus, denn Elbkähne waren bereits aus.
Die ein oder andere Kleinigkeit haben wir beim Rennen durch die Mall im Schweinsgalopp dann doch noch gefunden, da Max und ich uns clever in die Läden geworfen haben, damit er anprobieren konnte, ich dies mit Foto festgehalten habe und die Dinge habe zurücklegen lassen. Als die Jungs dann abgeholt wurden, durfte Reini bezahlen gehen und Bettina die Tüten tragen. Ihr seht, hier hat jeder seine klaren Aufgaben!!!
Ansonsten sehen wir die Jungs außerhalb des Stadions eigentlich gar nicht, weswegen wir zum ersten Mal zum Training gefahren sind, aber auch nur, weil wir Max seine Sachen bringen wollten. Ist aber auch gut so, schließlich sind wir ja zum anfeuern da und nicht zum observieren. Dies ist der einzige Ausdruck der mir beim Verhalten mancher mitgereister Eltern dann leider nur einfällt!
Die Trainer halten die Jungs auch absichtlich an der kurzen Leine, weil der Sack Flöhe, trotz Volljährigkeit, in einem Land mit Alkoholverbot unter 21 Jahren und vor dem Collegegelände wartenden Mädels doch schwer zu hüten ist…
Das Leben von uns Mitgereisten spielt sich, bis auf den Abstecher nach New York, in diesem Nest namens Canton und Umgebung ab. Wir merken für uns, dass wir diese Lebensart immer mehr annehmen, da uns hier auch keine andere Chance bleibt. Gregor hat die bisher treffenste Bezeichnung gefunden: „Leben im Gewerbegebiet“.
Die Tagesaktivitäten beschränken sich auf Essen, Autofahren, einkaufen und nachts schlafen (oder Blog schreiben wie ich gerade). Da es hier, wie bereits erwähnt, keine Bürgersteige oder sonstige Gehwege gibt, macht man hier jeden Weg mit dem Auto. Reinhold ist mittlerweile soweit, dass er fast bis in den Eingang fährt. Dank seines Reinholdgens findet er auch IMMER einen Parkplatz direkt vorne an. Trotzdem suchen wir mit schöner Regelmäßigkeit beim herauskommen unser Auto, da sich meist so ein Riesen-Pick-up oder Van vor uns stellt und unseren Wagen quasi unsichtbar macht!
Da war der kurze Marsch zum Trainingsfeld in Mitten des grünen Nichts mal eine richtig nette Abwechslung! Das Essen außerhalb des Stadions ist recht annehmbar, wobei diverse Dinge einen schon ängstigen können, wie zum Beispiel die heute von den Herren bestellte frittierte Zwiebel. Bettina hat schon angedroht, heute nacht in mein Zimmer auszuwandern!! Allerdings ist es für uns Europäer immer wieder erstaunlich, dass der Tisch abgeräumt wird, obwohl noch jemand isst und man (so wie ich heute) die Rechnung schon in die Hand gedrückt bekommt, wenn man den Mund noch voll hat. Deswegen sitzen wir nun in schöner Regelmäßigkeit im Starbucks des Ortes und schlürfen Kaffee, wobei wir heute eher in Verschütten-Laune waren und nun diverse putzige Kaffeemuster auf unseren Hosen tragen. Aber wenigstens darf man da in Ruhe sitzen.
Heute haben wir auch eins der örtlichen Highlights entdeckt: Aldi!
Natürlich sind wir da erstmal rein und haben festgestellt, dass es fast wie zu Hause ist, nur die pastelligen Farben der diversen Speisen irritiert uns noch immer!!
Ansonsten geht es uns aber gut! Morgen ist der Independence Day (Nationalfeiertag) und hier ist alles reichlich geschmückt. Wurden von unserer Kellnerin heute quasi eingeladen den Umzug und das Feuerwerk anzuschauen. Mal sehen ob wir das morgen hinbekommen.
Im großen und ganzen sind die Leute hier in Canton sehr sehr nett und interessiert. Ständig werden wir gefragt woher wir kommen und gerade im Stadion haben wir bereits sehr nette Gespräche führen können, die uns die Mentalität und das Leben in Amerika näher bringen.
An die breite amerikanische Aussprache haben wir uns auch langsam gewöhnt, nur wenn sie sehr schnell reden, und das machen sie sehr häufig, kann man bei genauer Betrachtung kleine Fragezeichen über unseren Köpfen sehen!! Auch mit den Fans der anderen Nationen solidarisiert man sich hier und da, wenn die eigene Mannschaft gerade nicht spielt. Da ist es egal, ob man sich verständigen kann oder nicht.
Das wir die Mexikaner unterstützen war natürlich Ehrensache, schließlich ist Salomon dort Trainer! Diese schwedischen Fans werden morgen aber nicht unbedingt unsere Freunde sein…
So und nun heißt es wieder gute Nacht Ohio! Morgen werde ich alles geben, um den Bericht über NY zu vollenden.
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